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Die Verkündung

So naiv wie ich in die ganze Kinderwunschbehandlung gestartet war, bin ich auch in die Schwangerschaft gestartet. Natürlich werde ich schwanger. Natürlich bleibt die Schwangerschaft intakt! Heute wäre ich gerne wieder so naiv und optimistisch, aber wegen der Erfahrungen, die ich seitdem gemacht habe, sieht das inzwischen anders aus. Das erfährst du aber in einem späteren Blog alles noch genau. Jedenfalls war ich absolut nicht der Typ, der es hätte aushalten können, die ersten zwölf Wochen abzuwarten, bevor ich es in die Welt hinausposaune. Zum einen, weil ich eben zuversichtlich war, dass schon alles gutgehen würde. Zum anderen aber auch, weil ich im Falle eines üblen Ausgangs auch den Trost von außen gebraucht hätte, und es spätestens dann sowieso hätte erzählen müssen. Wem ich es auf jeden Fall direkt sagen musste, war mein Arbeitgeber. Ich war Flugbegleiterin und das bedeutete Beschäftigungsverbot in der Schwangerschaft. Das hat mehrere Gründe. Zum Beispiel steht man als Schwangere ja unter besonderem Schutz, etwa was Arbeitszeiten betrifft. In diesem Job ist es aber unmöglich, diese Vorgaben genau einzuhalten, weil es immer durch Verspätungen oder unvorhergesehene Zwischenfälle zu Abweichungen des ursprünglichen Dienstplans kommen kann. Außerdem wäre mein Arbeitgeber verpflichtet, mir einen sicheren Arbeitsplatz zur Verfügung zu stellen, was in einem Flugzeug ebenfalls unmöglich ist, denn Turbulenzen können jederzeit unerwartet auftreten oder auch die Landung kann immer mal etwas härter sein. Dann gibt es da natürlich noch die kosmische Strahlung, vor der das ungeborene Leben geschützt werden soll. Natürlich hätte mein Arbeitgeber das Recht, mich ins Büro zu setzen und irgendwelchen Papierkram machen zu lassen, doch das wurde bei Germanwings nicht so gemacht, zumindest nicht zu meiner Zeit. Ich versuchte also direkt nach den Schwangerschaftstest meine direkte Vorgesetzte anzurufen, konnte aber niemanden erreichen. An diesem Abend hätte ich noch einen Nachtflug nach Island antreten sollen und ich wollte das unbedingt vorher gesagt haben. Also habe ich versucht, die Vorgesetzte meiner Vorgesetzten zu erreichen, was auch nicht klappte. Dann versuchte ich es noch auf den entsprechenden Dienst-Handynummern und schrieb schließlich eine SMS mit Bitte um Rückruf an meine Chefin. Die rief mich dann auch nach einiger Zeit an und damit bei mein Nachtflug auch passé. 

Meine Mama, Schwester und beste Freundin wurden per WhatsApp-Foto des positiven Tests informiert und die Freude war groß. Alle noch am selben Tag, bevor mein Mann von der Arbeit nach Hause kam. Der freute sich auch wahnsinnig und wir sind zur Feier des Tages in ein schönes Café gefahren und haben uns einen Eisbecher gegönnt. 

Während es "meine Leute" alle sehr schnell erfahren haben, hat mein Mann es seinen Freunden eher kleckerweise erzählt. Aber auch meine Schwiegereltern erfuhren es noch vor dem Bluttest im Krankenhaus. Ich habe ihre Reaktion als eher verhalten in Erinnerung, definitiv nicht so überschwänglich wie von meiner Mutter. Aber ich mag mir das auch eingebildet haben. Meinem Vater erzählte ich es dann am Telefon und der gratulierte höflich, äußerte allerdings auch noch einmal, dass er hofft, dass wir uns das gut überlegt hätten. Na ja, was soll's. Ich hatte nichts anderes erwartet. 

Dann kam der Tag des Bluttests in der Kinderwunschklinik. Vorsichtshalber hatte ich zuvor zu Hause noch einen zweiten Test gemacht, der auch positiv war. Und auch der professionelle Test ergab: Wir sind schwanger! Hurra! Bei SSW 5+4 hatte ich den ersten Ultraschalltermin bei meiner regulären Frauenärztin, also den Ultraschall, der die Schwangerschaft bestätigt bzw. feststellt. Da konnte ich schon das winzigkleine Herzchen schlagen sehen! Entgegen meiner plötzlichen Überzeugung, dass es Zwillinge sein würden, hatte sich nur ein kleiner Krümel eingenistet. Es war einfach alles perfekt! Das war wirklich eine sehr schöne Zeit, vor allem weil die Morgenübelkeit noch nicht eingesetzt hatte. Ich war absolut glückselig. Was für ein 6er im Lotto, dass gleich der erste Versuch gefruchtet hat! Und dann hatten wir ja auch noch 6 Embryonen eingefroren - für mich also eine Art "Versicherung für das zweite Kind". 

 

Wie es mir dann im ersten Trimester erging, gibt es im nächsten Blog... 

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