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Punktion und Transfer

Den unheimlich netten, fürsorglichen und einfühlsamen OP-Schwestern und Anästhesisten sei Dank, war ich am Tag der Follikelpunktion wieder frohen Mutes. Nachdem die "Crew" der Kinderwunschklinik zuvor durch Chaos und wenig Einfühlungsvermögen geglänzt hatte,  haben die Mitarbeiter im OP-Bereich mich wirklich sehr gut versorgt. Am 18.05.2017 fand der Eingriff dann unter einer kurzen Vollnarkose statt. Es konnten 21 Eizellen geerntet werden, was ein richtig gutes Ergebnis ist und sogar noch besser, als der Ultraschall versprach. Am nächsten Tag konnte ich im Labor anrufen und nach dem Befruchtungsergebnis fragen. Grandioserweise haben sich 10 Eizellen befruchten lassen, was bei dem TESE-Material meines Mannes unglaublich gut ist. Es wurden direkt 6 davon eingefroren, für spätere Versuche. 4 Stück konnten also 5 Tage lang weiterkultiviert werden, bis zum Einsetzen.

Körperlich ging es mir wirklich gut. Ich hatte keinerlei Blutungen oder Schmerzen von der Punktion, obwohl das bis zu einem gewissen Grad auch normal gewesen wäre.

In der Zwischenzeit musste ich mich mit der Frage auseinandersetzen, wem ich von dieser Behandlung erzählen soll. Die meisten Kinderwunsch-Paare halten es wohl geheim und erzählen es bestenfalls ihren engsten Vertrauten. Ich muss gestehen, dass ich nicht weiß, warum. Schämen diese Paare sich, weil sie Hilfe dabei brauchen? Andererseits hätte ich wohl auch niemanden erzählt, wenn wir es auf natürlichem Wege hätten versuchen können. Warum auch? Was jedoch die Ki-Wu-Behandlung betrifft, war das eine riesige Sache für mich und es war mir menschlich gesehen schlicht unmöglich, nicht darüber zu sprechen. Wovon das Herz voll ist, läuft der Mund über. ...oder so ähnlich. In meinem Fall wussten es die meisten meiner Arbeitskollegen und Freunde. In meiner Familie wareb meine Schwester und Mutter eingeweiht. Mein Vater zunächst nicht, weil ich von ihm immer erwartet habe, er würde meine Entscheidung infrage stellen und mir ins Gewissen reden. Erstaunlicherweise hat das jedoch meine Schwester übernommen, von der ich es überhaupt nicht erwartet hätte. Ich bezeichne sie gerne als meinen Lieblingsmenschen und sie war eigentlich immer meine engste Vertraute. Doch ich erinnere mich an ein Essen mit ihr bei IKEA, bei dem sie mich - meiner subjektiven Erinnerung nach - ziemlich eindringlich gefragt hat, ob ich mir das wirklich gut überlegt hätte. Weil mein Mann doch diese Krankheit hat und womöglich nicht so belastbar ist und viel Arbeit an mir hängen bleiben würde. Und was wäre, wenn ich irgendwann ganz alleine mit Kind dastünde? Ich habe ihr das sehr, sehr übel genommen. Nach diesem Gespräch mit ihr, als ich wieder zu Hause war, habe ich geweint. Heute weiß ich natürlich, dass sie es im Grunde gut gemeint hatte und da aufrichtige Sorge aus ihr sprach. In der Situation selbst war es für mich nur verletzend und ich interpretierte Neid in ihre Aussagen, weil sie die ältere Schwester ist und doch eigentlich vor mir hätte schwanger werden müssen. Falls das hier irgendein Angehöriger da draußen liest: stelle diese kritischen Fragen nicht! Kein Mensch würde eine dermaßen belastende Prozedur über sich ergehen lassen, wenn er sich das nicht gut überlegt hätte. Da fällt mir ein, wahrscheinlich ist genau das der Grund, warum viele Paare diese Reise heimlich antreten: um sich solche unnötigen Diskussionen zu ersparen. In meiner Erfahrung haben die allermeisten Leute aber super nett und interessiert reagiert.

Fünf Tage später konnten mir 2 Embryonen von bester Qualität transferiert werden. Ich musste noch ein Medikament bekommen, damit meine Eierstöcke wieder abschwellen, aber das war eine Kleinigkeit. Ich höre heute noch die Stimme der Ärztin: "Eine Schwangerschaft ist sehr wahrscheinlich." Dieser Satz begleitete mich wie ein Mantra durch die Warteschleife, doch darum geht es beim nächsten Mal. 


Fortsetzung folgt...


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