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Es dauert...

Frisch verheiratet. Und was kommt dann? Wir wurden zwar verschont von unüberlegten Fragen der Verwandt- und Bekanntschaft á la "Wann ist es denn bei euch so weit?", aber dennoch beschäftigte uns das Thema. Ich wusste von Anfang an, dass wir sehr wahrscheinlich die Hilfe einer Kinderwunschklinik in Anspruch nehmen müssen, weil diese Problematik bei der genetischen Erkrankung, die mein Mann hat, üblich ist. Ich habe mich trotzdem für ihn entschieden und würde es auch immer wieder tun. (Das Witzige ist, dass ich meinen Kinderwunsch überhaupt erst habe, seit ich meinen Mann kenne. Da wäre es doch total verrückt gewesen, ihn zu verlassen, um mit einem anderen Kerl Kinder zu bekommen, die ich ohne ihn aber gar nicht wollen würde? Lassen wir diesen Gedankengang lieber...) 

Wir hatten es zunächst nicht eilig. Zusammen gekommen sind wir 2013, zwei Jahre später haben wir uns verlobt und 2016 dann geheiratet. Da war ich knapp 27 Jahre alt. Der Plan war, ein Jahr erstmal einfach so verheiratet zu sein, dann unsere Flitterwochen ausgiebig nachzuholen und dann allmählich die Pille abzusetzen und zunächst mal zu schauen was passiert. Es hätte ja zufällig sein können, dass mein Mann zu den 3% gehörte, die trotz oben genannter Erkrankung das Glück haben, "normal fruchtbar" zu sein. Doch dann, nur wenige Wochen nach unserer Hochzeit, vergaß ich die Pille mal und war danach einige Tage überfällig, begleitet von einer sehr verdächtigen Übelkeit. Erst als eine Arbeitskollegin mich fragte, ob ich mir sicher sei, nicht schwanger zu sein, ließ ich den Gedanken zu. Es war so unfassbar unwahrscheinlich! Aber was wäre wenn? Die Vorstellung gefiel mir. Schlagartig bekam ich alle möglichen Schwangerschaftssymptome: Konnte bestimmte Gerüche und Speisen nicht mehr ertragen, musste ständig pieseln, mir war schlecht und meine Brüste pieksten. Als ich dann einen Urintest machte, der negativ war, war ich wirklich richtig enttäuscht. Ich hatte insgeheim schon den Geburtstermin errechnet und mir alles ausgemalt. Tja, schade. Aber wir hatten es ja auch noch gar nicht drauf angelegt. Doch diese Enttäuschung bedeutet: Wir waren bereit! Jetzt wollten wir es in Angriff nehmen. Aber dann wurde unsere Geduld doch noch ein wenig strapaziert...

 

Wir hielten es einen ganzen "Übungszyklus" aus, bevor es mich als ersten Schritt zu meiner Gynäkologin führte. Ich hatte ja überhaupt keine Ahnung, was da noch kommen würde... Ich erzählte ihr von unserem Kinderwunsch, sie empfahl mir Folsäure einzunehmen und führte die üblichen Kontroll-Untersuchungen durch. Da sie nichts Auffälliges fand, hielt ich mich für durchgecheckt und dachte, jetzt sei es nur noch an meinem Mann, sich untersuchen zu lassen. Aber weit gefehlt! Bevor wir überhaupt eine Überweisung zu der Abteilung mit dem possierlichen Namen "Reproduktionsmedizin" bekamen, verwies meine Frauenärztin mich zunächst zum Humangenetiker, denn die Krankheit meines Mannes ist erblich und ich sollte erstmal abklären lassen, ob ich vielleicht passive Trägerin des betreffenden Gens bin. Dort einen Termin zu bekommen, dauerte. Das Ergebnis zu bekommen, dauerte. Doch glücklicherweise weise ich keine der bekannten Genmutationen auf, was es extrem unwahrscheinlich macht, dass unser Kind an der Krankheit leiden würde. Danach bemühten wir uns um einen Termin in der Kinderwunschabteilung. Das dauerte. Dort ließ man dann das Ejakulat meines Mannes zunächst von der Urologie checken, die dort aber, wie zu erwarten war, keine Spermien vorfanden. Die Frauenklinik wollte dann auch noch mal testen, weil die das besser machen oder so (Warum nicht gleich so? Keine Ahnung!). Die kamen aber auch zum selben Ergebnis. Also musste eine TESE gemacht werden, bei der Gewebe operativ aus den Hoden entnommen und auf Spermien untersucht wird, die, falls vorhanden und brauchbar, auch direkt kryokonserviert werden. Das war für meinen Mann zwar unangenehm, aber er war danach aus dem Schneider und wir hatten einen guten Befund: Es wurde Leben gefunden! Juhu! Ein erster Teilerfolg. Aber das reichte ja noch nicht, denn ich musste ja auch noch weiter untersucht werden. Könnte ja sein, dass bei mir auch noch ein Problem vorliegt. Also unterzog ich mich einer Gebärmutterspiegelung, die aber an einem ganze bestimmten Tag im Zyklus gemacht werden muss und da mein Zyklus immer schon sehr unregelmäßig war - genau - dauerte es. Zu diesem Zeitpunkt waren wir bestimmt schon ein halbes Jahr am Ball. Ich hatte mir das wesentlich einfacher und simpler vorgestellt. Wenigstens ergab meine Untersuchung, dass bei mir unten rum alles paletti war und wir starten konnten. Wir mussten nur auf den nächsten Zyklus warten. ...und das dauerte!

 

Fortsetzung folgt...

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